Probieren Sie den Käse, dieser ist im nördlichen Harzvorland entstanden. Hieß es vor über zehn Jahren, als ich im Hotel die ersten Tage gearbeitet hatte. Klosterguter Käse über ein Jahr gereift. Nach sieben Jahren war das Hotel Geschichte und ich bin gegangen. Einen neuen Inhaber, eine neue Struktur und der ewige Winter im Harz, der führte dazu, dass ich irgendwie, was Neues brauchte. Da ich ein Mensch bin der Gewohnheiten hat und nicht sehr einfach Abschied nehmen kann, suchte ich eine Option in der Region. Da bat sich dieser Abschnitt meines Lebens an, Landwirtschaft, Vermarktung und Produktion – dieses und jenes einer von denen ich bereits Produkte kannte. Käse vom Klostergut Heiningen auf dem Frühstücksbuffet, Käse beim Abendessen zu Wein bei großen Festen – überbacken auf der Lasagne. …

4 3/4 Jahre auf dem Hof in einigen Bereichen und Situationen, beim Melken der Ziegen – Respekt vor den Kühen, die waren mir zu „wild“. Beim verschöpfen von Quark, herstellen von Joghurt und abfüllen der Milch, beim Lämmer füttern. Weide auf und abtrieb im Herbst und Frühjahr beim Zaunbau. Im Verkauf auf dem Markt im Hofladen und im Einkauf. Zahlreiche Projekte, zahlreiche Erfahrungen. Viele neue Menschen, die ich nun sehr schätze, die im Umkreis wohnen und leben – eigentlich zu schade zu gehen. Ja, es fällt nicht so einfach wie vor langer Zeit entschieden einen neuen Job nachzugehen.
Visionen im Leben gehören dazu, Eindrücke zu sammeln, Impulse zusetzen, Ideen und Gedanken zu stärken. Heute Abschied zunehmen ist kein Abschied weil – es kein Ort der Ferne ist – uns trennen 100 km, das sind 1,5 Std. Zugfahren. Ein kleiner Moment im Leben, das ist jederzeit machbar. Man weis ja selbst – das Problem der Zeit, die es nie gibt. Es ist ein Ort voller Ideen, voller Atmosphäre und Geschichte – verträumt, verschlafen und voller Leidenschaft. Ich will nun gehen, warum?
Bernd, warum machst du das? Ja, es gibt Situationen im Leben, die muss man mit sich in den Einklang bringen. Philosophisch finde ich Milch ein tolles Produkt, zu erleben, warum Käsekuchen, Käsekuchen heißt, das lernt man in meinem Beruf als Konditor nicht – dass Quark eigentlich eine andere Form von Käse ist – das lernt man in einer kleinen Hofkäserei. Ich bin der Mensch, der Prozesse hinterfragt – ethisch das Ganze in kleinste Bausteine teilt. Nie genug davon bekommen kann und immer wieder im wandel ist. Das neue Projekt, die neue Arbeit – worüber ich seit drei Jahren nachdenke und ein guter Freund auch den Anschub gab. Geht in den nächsten Wochen los. Dazu muss ich aber leider wechseln, ich muss nah am Projekt sein, sonst ist es alles zu kompliziert. Beruf und Wohnort gehören zusammen, 100 km pendeln ist nicht meine Vision. Populations-Weizen, das Veredeln von Getreide zum Brot, zum Gebäck ist mein Ursprung, es macht das Handwerk in allen Bereichen rund.
Ob in der Hotelküche, im Gastgewerbe, im Verkauf oder in der Produktion ohne den großen Input aus dem ganzen bin ich nicht da wo ich heute bin. Ernährung, ist eines der wichtigsten Dinge in unserem Leben und da muss man nah sein am Tier, auf dem Acker, am Menschen, sonst ist es nicht mein Beruf. Was nützt denn eine Ausbildung, wenn man nicht über den Tellerrand schauen kann? Die Kunden, die Gäste sind letztendlich meine Geldgeber – ohne dessen kann ich mich nicht selbst ernähren in der heutigen Zeit, diese müssen glücklich, zufrieden sein und für diese Menschen gibt es auch das beste Wissen. Was ich weiß, was in meinem Handwerk anderswo falsch läuft, will ich selbst nicht essen – und das sollen auch meine Geldgeber:innen nicht essen. Letztendlich entscheidet es jede:r selbst, viele wissen aber nicht, was da falsch läuft. Das kann man als Produzent von hofeigenen, guten, sauberen und für alle fairen Produkten erzielen.
Neustart Agar. Neustart Handwerk.